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Der August in Frankreich

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Noch viel mehr als Deutschland ist Frankreich ein Land, das geschlossen in den Urlaub fährt. Der August ist traditionell Ferienmonat, und die Menschen aus den Ballungszentren im Norden und Osten des Landes strömen ans Mittelmeer, an den Atlantik und in die Berge, um Erholung zu suchen. 40% aller Betriebe schließen vollständig, und selbst in den meisten anderen Firmen und Behörden sind die meisten Mitarbeiter nicht anwesend.
Die absolute Spitze dieser landesweiten Wanderbewegung ist die Woche um Mariä Himmelfahrt, am 15. August. Weil Korsika natürlich eines der Lieblings-Ferienziele der Franzosen ist, bemerken wir dieses Phänomen hier, da in diesen Tagen absolute Hochsaison ist. 

Paris, im August eine Geisterstadt

Paris am 15. August. Aus der Sammlung

Paris am 15. August. Aus der Sammlung "Silent World" von Lucie & Simon.

Paris hingegen, sonst eine der dichtesten Städte Europas, wirkt in diesen Tagen wie ausgewechselt - zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr ist die Stadt so leer. Die Vorstellung des August als Ferienmonat ist stark im kollektiven Bewusstsein Frankreichs verankert. Es ist ein Bild von einem Land im Stillstand - Bäckereien schließen, es wird unmöglich einen Elektriker oder Arzt zu finden, und selbst die Handlung eines Filmklassikers  mit Charles Aznavour baut darauf auf. Doch woher kommt es, dass französische Arbeitnehmer traditionell alle zur gleichen Zeit in den Urlaub fahren, während deutsche Arbeitnehmer - die ja in etwa genauso lange Ferien haben - auch eher mal im Juni, im September, oder gar zu einer ganz anderen Zeit verreisen?

Alte Gewohnheiten ändern sich schwer

Wie so häufig liegt die Ursache in der Geschichte. 1936 erhielten alle Arbeitnehmer von Gesetz wegen das Recht auf zwei Wochen bezahlten Urlaub zur Erholung. Ebenfalls wurden Gutscheine verteilt, die es ermöglichten, zu reduzierten Preisen in den Urlaub zu fahren. Einlösbar waren diese Gutscheine allerdings erst ab dem 3. August! Hunderte von Tausende Menschen bekommen so zum ersten Mal in ihrem Leben die Gelegenheit, das Meer zu sehen. Diese Entwicklung verstärkte sich später noch mit der Einführung der vierten Woche bezahlten Urlaubs und dem Bau der Autobahnen, die das Erreichen der Mittelmeerküste erleichterten. Zum anderen sind die die Termine der Sommerferien für alle französischen Schüler die gleichen, es gibt also anders als in Deutschland auch keine regionalen Unterschiede. 

Nicht mehr ganz so wie früher

Heute geht die Entwicklung durchaus dazu über, dass mehr und mehr Menschen ihren Urlaub auch eher über das ganze Jahr verteilt nehmen. Das liegt zum einen an den Erfordernissen der Firmen, die es sich nicht mehr leisten können, für mehrere Wochen die Produktion einzustellen, andererseits aber auch an den Wünschen der Arbeitnehmer, die durch einen abweichenden Ferientermin Geld sparen können da Unterkünfte und Verkehrsmittel günstiger sind. 

Was denken Sie: Ist es besser, wenn ein Land einmal im Jahr (fast) geschlossen zur Ruhe kommt, oder wenn jeder dann in den Urlaub fährt, wenn es für ihn und seine Familie am besten passt? Sagen Sie uns gerne Ihre gerne Meinung dazu!